Wenn du wenig Platz in deiner Wohnung und vielleicht auch keinen Garten hast, aber ein wenig Humus für deine Pflänzchen, oder vielleicht auch für Freunde und Bekannte, herstellen und ganz nebenbei deine Bio-Abfälle entsorgen möchtest, dann kann eine Wurmkiste ideal für dich sein! Dieser benötigt stabile Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad, welche in einer Wohnung gegeben sind und ist zudem noch relativ Geruchsneutral. Waldboden beschreibt den Geruch ganz gut.
Wenn du dir eine Wurmkiste anschaffen möchtest, dann hast du die Möglichkeit eine zu kaufen, oder eine selbst zu bauen. Ich habe meine aus Platzgründen und kostengründen aus kleinen Plastikboxen gebaut, Holz ist allerdings viel besser (Im Internet findest du einige Anleitungen) und natürlich auch nachhaltiger. Für das Prinzip habe ich dir hier trotzdem einmal ein Video davon gemacht:
Wenn du jetzt deine fertige Wurmkiste bei dir stehen hast, dann ist das System denkbar einfach. Oben können die Küchenabfälle wie rohe Pflanzenabfälle (Gemüse, Obst, Getreide, Pflanzenabschnitt), Kaffee, Tee, Zeitungspapier und sogar Bioplastik in die Kiste gelegt werden. Aber Achtung! Bitte schneide die Abfälle klein, so können die Würmer sie besser verwerten. Wenn deine Kiste ungefähr zu 2/3 gefüllt ist, dann kannst du die nächste Kiste darauf setzen. Die Würmer werden sich von unten nach oben bewegen, da sie in der oberen Kiste mehr Nahrung und damit Nährstoffe erhalten. So kannst du weitermachen, bis alle 3 Kisten voll sind. Wenn es soweit ist, dann sollten sich in der untersten Kiste keine Würmer mehr befinden. In dem Fall hast du alles richtig gemacht und kannst den reifen Humus verwenden (Ich rechne hier mit grob 3 Monaten, bis dieser Punkt erreicht ist, also grob 1 Monat pro Kiste). Wenn sich doch noch Würmer in der untersten Kiste befinden, dann ging es vielleicht etwas zu schnell und es lohnt sich eine weitere Kiste zu nutzen und den Würmern unten noch etwas Zeit zu geben.
Kurzer Hinweis: Die Würmer brauchen Sauerstoff. Ich habe keine zusätzlichen Luftlöcher gebohrt, beim aufeinander stecken kommt durch die Lücken jedoch Sauerstoff in die Kisten. Nach oben hin lasse ich meine Kiste immer offen. Aus einer gesunden Kiste fliehen die Würmer nicht. Zur Wurmflucht kannst du unten mehr lesen.
Welche Würmer kommen in die Wurmkiste?
In einer Wurmkiste befinden sich Kompostwürmer, also KEINE Regenwürmer, bitte verwechsel diese nicht miteinander.
Kompostwürmer kann man online, und auch im offline-Handel kaufen und mittlerweile finden sich auch viele Anbieter im Internet, wer aber einen Bauern oder jemandem mit gut gepflegtem Komposthaufen in der Nähe hat, kann dort vielleicht einfach mal Fragen, ob er sich ein wenig von dessen Misthaufen oder Kompost mitnehmen darf. Dort finden sich die kleinen Tierchen zu Hauf und sie bleiben direkt in ihrem Lebensraum mit all den dazugehörenden Mikroorganismen. Ich habe meine Würmer mangels Bauern gekauft, und dabei die folgenden Wurmarten erstanden: Eisenia fetida, Eisenia Andrei und Eisenia hortensis
Welche Vorteile hat eine Wurmkiste?
- Sie nimmt nicht viel Platz weg (Sie kann dunkel im Schrank stehen, oder auch in Form eines Sitzhockers ins Inventar eingebunden werden)
- Die Handhabe ist relativ simpel und wenig aufwendig
- Es entstehen keine unangenehmen Gerüche
- Biomüllabfälle müssen nur nur zerkleinert und oben aufgelegt werden
- Bei richtiger Größe entfällt der Weg zur Biotonne
Welche Arbeit fällt bei einer Wurmkiste an?
Eigentlich kann man gar nicht von richtigen Arbeiten bei einer Wurmkiste sprechen. Es ist ein wenig wie Haustierpflege, aber dennoch gibt es dafür ein paar Dinge zu beachten, die man nicht aus den Augen verlieren sollte.
- Überfütter die Würmer nicht (Manchmal muss man erstmal etwas üben, bis man die richtige Futtermenge gefunden hat.)
- Behalte die Feuchtigkeit im Blick. Du solltest die Kiste regelmäßig mit etwas Wasser besprühen. Keine Sorge, es muss nicht triefen. Wenn das Wasser nicht so schnell verdunsten soll, dann kann oben feuchte Pappe, oder eine feuchte Hanfmatte aufgelegt werden, die . Ich persönlich habe diese nicht immer drauf. Und wenn es doch mal zu feucht wird, dann fließt das Wasser nach unten hin ab.
- Achte auf den pH-Wert in der Wurmkiste. Dieser sollte ungefähr bei 6,5 liegen. Wenn er sauer wird, weil zum Beispiel zu viel Kaffee in der Wurmkiste gelandet ist, dann muss Kalk zur Neutralisierung zugegeben werden. Gekochte Eier oder Holzspähne können auch sehr hilfreich sein. Auch sehr gut ist Urgesteinsmehl, denn dieses gibt den Würmern noch zusätzliche Mineralstoffe.
- Die Würmer lieben es dunkel und nicht zu warm! Bitte gib ihnen auch ein solches Plätzchen.
Was darf in die Wurmkiste?
Rohe Obst- und Gemüsereste
Pflanzenreste
altes Brot
gekochte Eierschalen
Tee- und Kaffeesatz
Pappe und Papier (20%)
Holzspäne
Staub und Haare
Bananenschalen
Zitrusfrüchte
Rhabarber
Zwiebeln
Knoblauch
scharfes und öliges Essen
gekochte Essensreste
rohe Eier
Milchprodukte
Was, wenn die Würmer flüchten?
Mir ist es leider am Anfang auch passiert, der Knackpunkt war, als ich zum ersten Mal versucht habe Würmer in die nächste Kiste zu locken. Es sah erst gut aus und plötzlich fingen die Würmer an zu flüchten. Erst nur minimal. In meinem Fall war zu viel Kaffee der Grund. Also habe ich erst einmal alles wieder entfernt und mit Eierschalen reguliert und die Flucht hörte auf. Bis sie nach ca. 2 Wochen wieder begann, denn jetzt hatte ich die Würmer überfüttert, es war zu nass, zu viel zu alles irgendwie und wahrscheinlich dazu zu wenig Pappe oder so. Erst dachte ich, ich könnte es noch irgendwie regeln, doch dann hatte ich lauter ausgetrocknete Wurmleichen in meiner Küche. Wieder habe ich versucht zu regulieren und die Würmer flüchteten aus der Kiste um zu überleben und einige starben. Es stank bestialisch und ich habe die komplette Kiste auseinander sortiert um alle Wurmleichen herauszusortieren. Aber keine Angst, wahrscheinlich war es auch eigene Dummheit. Wenn man seine Würmer erst einmal etwas kennengelernt hat, dann kann gar nicht mehr so viel schief gehen.
Vergleich der Alternativen
Komposthaufen | Bokashi | Wurmkompostierung | |
Methode? | Kompostierung | Fermentierung | Kompostierung |
Was darf rein? | Obst- und Gemüseabschnitt gekochte Eierschalen Kaffee- und Teereste Essensreste (kein Fleisch, oder Milchprodukte) Holzasche Rasenschnitt Grünschnitt Sägemehl und Holzspähne Samenunkräuter ohne Samen Wurzeln und alte Erde | Sämtliche Küchenabfälle (roh und gekocht, inklusive Fisch und Fleisch) | Rohe Obst- und Gemüsereste altes Brot gekochte Eierschalen Tee- und Kaffeesatz Pappe und Papier (20%) Holzspäne Staub und Haare |
Wie wird befüllt? | Einfach aufschichten. | Abfälle zusammenpressen, damit möglichst wenig Luft zwischen den Abfällen ist | Einfach zugeben, etwas kleiner schneiden von Vorteil |
Dauer für erste Ergebnisse | Frischkompost: 8 Wochen Fertigkompost: 6 Monate Reifekompost: 2-3 Jahre | 4 Wochen | 4 Wochen |
Welches Ergebnis erhälst du? | Mit viel Aufwand lässt sich Komposttee gewinnen Frisch-, Fertig- und Reifekompost (Humus), welcher jederzeit bei Umschichtung geerntet werden kann. | Nährstoffreiche Flüssigkeit und Bokashi Masse, welche in ca. 2 Monaten ebenfalls zu Humus wird. Achtung, der volle Bokashi sollte noch weitere 2-4 Wochen geschlossen stehen. | Nährstoffreiche Flüssigkeit (Wurmtee) und fertiger Wurmhumus, sobald die Kiste voll und die Würmer weitergezogen sind. |
regelmäßige Pflege | Kaum Pflege nötig, außer regelmäßiges dazu- und umschichten | Tägliches zugeben von Mikrobenlösung/körnigen Fermentierern | Kaum Pflege notwendig, außer Überwachung des Milieus |
Idealtemperatur | Nicht relevant, aber vor Witterung geschützt. | 25-30C° | 15-25°C |
Geruch | Wenn alles stimmt nach Waldboden | sauer | Waldboden |
Regelmäßige Kosten | Keine | Effektive Mikroorganismen (EM) und Ferment | Keine |
Ich hoffe ich konnte euch ein wenig weiterhelfen, schau dir gerne auch die alternative Komposthaufen oder den Bokashi an.